Im Sommer des Jahres 1777 hörten mehrere vorübergehende Rathenower des Abends gegen elf Uhr in der Gegend des K1rchhofs ein dumpfes unterirdisches Wimmern. Bei vielen erregten diese schrecklichen, spukhaften Töne ein überaus unbehagliches Grausen der Haut. Einige der Vorübergehenden aber waren verständige Leute, welche dem Ursprung der Klagestimme nachgehen wollten.
Wahrlich fehlte es ihnen nicht an gutem Willen, diese Pflicht der Menschenliebe zu erfüllen. Allein war hier der Geist willig, doch das Fleisch schwach. Die Haare standen ihnen zu Berge, wenn sie sich der unterirdischen Stimme drei oder vier kleine Schritte genähert hatten, und sie fürchteten sich in der großen Dunkelheit.
Am nächsten Morgen versammelte sich in aller Frühe ein Haufen Neugieriger in derjenigen Gegend des Kirchhofs, wo es in der verflossenen Nacht gespukt hatte. Man wies mit Finger auf den Fleck hin und - lachte überlaut. Sie lachten über das in der Erde entdeckte Gespenst: über einen betagten, liederlichen Bettler, der in seiner Betrunkenheit den Abend zuvor im Finstern über den Kirchhof gegangen und in ein tiefes Grab, welches der Totengräber eben erst vollendet hatte, kopfüber hineingetaumelt war und über den verursachten Schmerz und über das kühle und harte Nachtlager seine unterirdischen Klagen hervorgestöhnt hatte.